Bei der Arbeit

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Das Reich von Greenwood - beschrieben von Autor Günther Schützl

Es ist ein Reich. Reich an Kuriosa, Faszinosum, Krimskrams und Antiquitäten. Zweireich. Dreireich. Mehrreich. Vielreich. Und mittendrin: Die Herrscherin. Elisa Greenwood, die vieles in einem ist und deren Liebe vielem gilt. Es ist das Reich der Zauberin, aber auch das Hexenreich. Das Reich der Königin, aber auch das Reich der Bettlerin. Von überall alles zusammengebettelt. Oder gekauft. Oder gefunden. Versatzstücke eines Reichtums, der die Insignien des Reichtums verwehrt, aber trotzdem Fülle bietet, die jene des Horns aussticht. Das Reservoir der Zauberin. Denn auch wer zaubert, greift in die Schatzkiste der Träume, zum Federpennal der Ideen, in den Brunnen der Gedanken, in den Vorhof der Schätze. Haus und Garten sind ein Refugium der Lüste, die unter dem Dach der einen großen Lust geeint werden: der Lust, Kreativität auf kleinstem Raum Freiraum zu gewähren und den Zwängen Einhalt zu gebieten.

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Diese Lust darf in die Zügel schießen, geht in den Saft eines immerwährenden Frühlings, treibt Blüten in allen Farben und schenkt Früchte, die im einstens Ungenießbaren wurzeln, im Verdorbenen erwachen und ins unerwartet Köstliche mutieren. Die Summe aller Teile ist der unteilbare Genuss. Hier braucht niemand zu suchen, hier ist Finden angesagt. Modellieren, gestalten, kreieren. Es ist das Reich einer Schöpferin.

Gewiss, es ist Chaos. Turbulenz. Towuhabohu. Ungestaltes. Ursuppe. Elisa zeigt vor, wie Zähmung passiert. Sie domestiziert das Unerkannte in Vertrautes. Transformiert das Fragmentarische ins Ganze. Das Ungedachte ins Greifbare. Das Unbedachte ins Denkbare. Verwahrloste Gegenstände schwingen sich aus der Anonymität empor und nehmen unter kundigen Fingern eine neue Identität an. Trash-Art nennen manche das Ergebnis.

Der Fundus birgt alles. Dinge, die wir kennen. Vertrautes, das uns fremd geworden ist; Stücke, die sich zu keinem Ganzen aufschwingen wollen; Gebrauchsartikel und technisches Gerät; Deformiertes und aus der Art Geschlagenes, Leinwände, die lei(n)wande Bearbeitung ersehnen; Haushaltsutensilien, zweckentfremdet; aufbewahrtes Weggeworfenes; Materialien, zwischen Glas und Kunststoff, Holz und Metall changierend. Zwischen ihnen wird eine Ehe geschlossen, und neues Leben entsteht. Wir sagen Skulpturen dazu.

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Schlüssel öffnen neue Welten. Gewalttätigem wie Messer, Pracker, Stichel, Zange, Schere, Feile, Säge, Seide wird nach der Bekehrung eine neue Seele eingehaucht – plötzlich sind es bessere Dinge wie bessere Menschen.

Formen, Zitate, Verspieltes bevölkern ein Land mit wildwuchernder Phantasie. Die Künstlerin setzt sich keine Grenzen und akzeptiert keine.
Viele würden in diesem Reich eine Rumpelkammer erkennen, aber es ist ein Palast. Die Werkstätte dient der Inspiration. Alle Orte in diesen Räumlichkeiten dienen dem Leichtwerden und der Vergeistigung, bevor sie im Materialismus ihrer Inhalte wiedergeboren werden. Formenreichtum, Botschaften, Hinweise, Anspielungen verschmelzen zum dinglich Fassbaren mit dem Charme von Aha-Erlebnissen. Nie-Gesehenes betritt die Bühne. Elisa: Bühnenbildnerin, Requisiteurin, Autorin und Regisseurin in einer Person.
Du wirst es nie begreifen, aber du darfst es erahnen.

Es ist ein Reich. Ein Himmelreich.

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Fotos von Franz Baldauf